Warum sollten Sie für Ihre Nachfolgeregelung einen Mediator beiziehen?

Die kurze Antwort ist: Weil im Zuge einer Nachfolgeregelung Konflikte auftreten können – und das sogar häufig. Auf die Frage, was zu den größten Herausforderungen bei der Unternehmensübergabe zählte, antwortete rund die Hälfte der befragten Übergeber und Nachfolger, dass Konflikte eine große Herausforderung darstellten. 21% der Befragten bezeichneten Konflikte sogar als große Herausforderung (vgl. KMU Forschung Austria).

Der Unterschied zu vorgerichtlichen „klassischen“ Mediationsfällen besteht zunächst ganz einfach darin, dass beim Scheitern der Übergabeverhandlung zum einen die Unternehmensnachfolge nicht einfach ad acta gelegt werden kann. Gerade bei Familienunternehmen bleiben viele Fragen offen: vom Pflichtteil der Erben bis zum Fortbestand des Unternehmens selbst. Zum anderen kann der Übergeber die Nachfolge nicht bis in alle Ewigkeit aufschieben. Spätestens mit seinem Tod wird das Unternehmen einen Nachfolgeregelung finden. Das ist ein Faktum, das nicht negiert werden kann. Der Unterschied besteht bloß in der Frage, ob der Übergeber diese Übergabe mitgestalten und nachhaltig absichern will.

Die längere Antwort ist vielschichtiger, lässt sich aber ganz allgemein zusammenfassen: Die Vorteile, die sich aus einer Nachfolgeregelung in einer Mediation ergeben, sind zugleich die Ziele des Mediationsverfahrens selbst. Kurzum, es werden die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt: Übergeber, Übernehmer, jene des Unternehmens, der Mitarbeiter, möglicher Erben etc. Außerdem: Der Zeitpunkt der Nachfolge ist frei wählbar, die für das Unternehmen ideale Nachfolge kann gefunden werden und Ausgestaltung sowie Umfang der Nachfolge wird von den Beteiligten bestimmt und nicht durch äußere Vorgaben und Zwänge aufgenötigt.

Wie kann ein Mediator eine Nachfolgeregelung unterstützend begleiten?

Ein Grundprinzip der Mediation ist Neutralität. Der Mediator ist immer neutral der Sache gegenüber. Für die Nachfolgeregelung bedeutet dies, er ist sowohl gegenüber dem Unternehmen als auch gegenüber den beteiligten Personen neutral eingestellt. Er bringt eine objektive Perspektive in das Verfahren ein, das alle denkmöglichen Alternativen berücksichtigt.

Der Mediator fokussiert in der Mediation auf die rein „technische“ Lösung der Aufgabe. Das bedeutet er konzentriert sich auf eine bestmögliche Lösung für alle Beteiligten. In diesem Sinne können die Kinder des Unternehmensinhabers die bestgeeigneten Nachfolger sein, müssen sie aber nicht.

Manchmal haben Übergeber Bedenken, ob die eigenen Kinder die bestgeeigneten Nachfolger sind, manchmal kommen Zweifel aus der Belegschaft. Und gar nicht so selten haben die für die Nachfolge vorgesehenen Erben selbst andere Ideen und Lebensentwürfe, können diese aber nicht ohne negative Konsequenzen aussprechen.

Wie gestaltet sich der Prozess mit einem Mediator?

Ein wichtiges Prinzip der Mediation ist die Eigenverantwortung der Beteiligten. Das ist auch bei einer Übergabemediation der Fall. Der Mediator ist nicht für die Sache, sondern für das Verfahren verantwortlich. Er sorgt für einen strukturierten Prozess.

Warum ist die Lösung, die in einer Mediation erzielt wird, nachhaltig?

Ergebnisoffenheit ist eine Voraussetzung für eine gelingende Mediation. Der Mediator stellt sicher, dass alle Beteiligten gehört werden und dass alle denkmöglichen Lösungen berücksichtigt werden. Das Ergebnis der Mediation ist eine Vereinbarung, die alle Beteiligten aus Überzeugung mittragen können. Lösungen, die heute schon das Potential in sich tragen, dass sie in der Zukunft für Konflikte sorgen könnten, sind nicht nachhaltig. Das sind in Wahrheit auch gar keine Lösungen.

Erst wenn jeder Vorbehalt, jeder Einwand und jedes Ressentiment ausgeräumt ist, ist der Weg für eine echte Lösung frei. Das mag nach Anstrengung und Mühsal klingen, ist in der Praxis aber erhellend, motivierend und befreiend. In jedem Fall werden rechtliche Auseinandersetzungen vermieden (den guten Willen der Beteiligten vorausgesetzt) und der Familienfrieden bleibt gewahrt.

Was bedeutet die Frage der Nachfolge für die Mitarbeiter?

Zunächst ist die Belegschaft (nicht nur die eines Familienunternehmens) beim Gedanken zur Nachfolge im Regelfall verunsichert. Das beruht in den seltensten Fällen auf tatsächlichen Mangel- oder Notlagen, sondern auf psychologischen Faktoren. Aber diese psychologischen Unsicherheitsfaktoren können zu tatsächlichen Notlagen führen!

Ist der Führungswechsels jedoch getragen von Vertrauen, gegenseitiger Wertschätzung und respektvoller Akzeptanz, dann kann der Prozess zum Motivationsbooster und Innovationsschub für das ganze Unternehmen werden.

Vertrauen schafft Sicherheit für die Zukunft.

Quellen:

  1. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) und der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). KMU Forschung Austria, Unternehmensübergaben und -nachfolgen in Österreich. Endbericht. Wien, 2021.
  2. Wegmann, Bernd: Mediation bei Unternehmensnachfolge, 2022.